Fallende Federn

1

 

Was würdest du tun, wenn du einen Wunsch frei hättest?

Wenn eine Fee an deinem Zimmer klopfen würde und hellerleuchtete Funken aus ihrem Zauberstab sprühen würde?

Würdest du dir die einzig wahre Liebe wünschen? Oder Reichtum? Erfolg? Ein neues Leben?

Was würde ich mir wünschen?

 

Schon seit Stunden sitze ich in meinem Zimmer und starre in die Dunkelheit hinaus. Eine einzige Straßenlaterne schimmert düster und zaubert schreckliche Schatten auf die Wege vor unserem Haus. Als hätten sich die Sträucher und Bäume in der kurzen Zeit der Dämmerung in Zombies verwandelt, die nun beginnen, ihr Unwesen zu treiben.

Was würde ich mir wünschen, wenn ich einen Wunsch frei hätte?

Ich weiß es nicht. Ich glaube, mein Wunsch würde lauten, nicht mehr einsam zu sein. Dass irgendjemand kommt, der mir diesen schmerzhaften Dolch aus dem Herzen zieht.

Aber es gibt keine Feen. Das Leben ist kein Wunschkonzert, hätte meine Oma nun gesagt. Recht hat sie.

Also ignoriere ich die schmerzhafte Klinge in meinem Innersten, ich verdränge das dunkle Lachen meines Teufelchens, das mir ununterbrochen ein »Du bist allein, mutterseelenallein«, ins Ohr trällert.

Stattdessen werfe ich die vollgeheulten Taschentücher in den Papierkorb, schnappe mir meine Jacke und verlasse mein kleines Studentenzimmer.

Man kann auch alleine Spaß haben!

Bestimmt. Irgendwo. Irgendwie.

 

Während ich durch die Straßen unserer Stadt in Richtung Zentrum schlendere, beobachte ich interessiert das Treiben. Ein paar Jugendliche sitzen auf dem noch warmen Boden und trinken laut grölend Bier. Bettler breiten ihre Decken aus und streiten sich um den besten Platz zum Schlafen. Pärchen laufen händchenhaltend über das Kopfsteinpflaster und lächeln, als würde ihnen die ganze Welt gehören.

Nur ich schreite einsam der Nacht entgegen.

Plötzlich bleibt ein kleines Mädchen vor mir stehen, reißt erschrocken seine Augen auf und brüllt fürchterlich, bis seine Mutter es an der Hand nimmt und eilig die Straßenseite wechselt.

 

Habe ich vergessen, etwas zu erwähnen? Nun, seit ich als Kleinkind aus einem brennenden Haus gerettet worden bin, sehe ich aus, wie ein – tja, wie soll ich es erklären? Vermutlich wie ein Zombie. Lara, der Zombie. Mein bester Freund, den ich seit dem Kindergarten nur Brokkoli nenne, hat mir wiederum den Namen »Karotte« erteilt, da meine Haut seitdem orangerot und fleckig leuchtet, selbst im Gesicht. Unschön, ich weiß. Nicht der Name, sondern mein Aussehen. Und womöglich ein weiterer Grund, warum ich mich so einsam fühle.

Denn Brokkoli hat mich vor wenigen Monaten verlassen, um als »Big B«, wie er sich inzwischen nennt, durch die Großstädte zu ziehen und sich als gefragter DJ feiern zu lassen. Ich freue mich für ihn, das tue ich wirklich. Doch er war leider mein einziger Freund und ein Leben ohne Freunde ist nun mal verdammt einsam.

Aber das werde ich heute ändern!

Ich höre schon von weitem die dröhnende Musik aus dem angesagten Club unserer Stadt und beiße mir auf die Unterlippe. Ich werde heute feiern gehen. Und ich werde Spaß haben. Und mit ganz viel Glück werde ich Freunde finden.

Ganz bestimmt.

Hoffentlich.

Mit klopfenden Herzen und schweißnassen Händen trete ich ein.

 

 

 

2

 

Tu es nicht, Lara. Bitte, tu es nicht!«

Ich wiederhole mein Mantra zum zehnten Mal, doch es hilft nichts. Natürlich nicht, sie kann mich ja nicht hören. Trotzdem schmerzt es in meinem Innersten, zu sehen, wie sich mein Schützling in ihr Verderben stürzt. Wie kann ich sie nur befreien? Wie kann ich sie auf mich aufmerksam machen? Ich muss ihr doch irgendwie helfen.

»Ambriel, lass es gut sein. Du kannst ihr nicht helfen.«

Irel, mein bester Freund schwingt sich neben mich und legt liebevoll eine Hand auf meine Schulter. Doch ich schnaube.

»Es ist mein Job, ihr zu helfen.«

»Ja, du sollst ihr Leben beschützen. Doch du kannst sie nicht vor allen Gefahren bewahren.«

Ich richte mich auf und atme tief durch. »Sie wird daran kaputt gehen. Siehst du nicht, was diese Kerle mit ihr vorhaben? Sie ist jetzt schon völlig betrunken.« Ich deute auf eine Meute lachender Männer, die abwechselnd mit meinem Schützling tanzen und mir dreht sich der Magen um, als ich sehe, wie ihr einer an den Hintern fasst. Doch Irel seufzt. Ich kenne den Blick, den er mir zuwirft. Unverständnis und Mitleid. Er hat nie verstanden, wieso mir Menschen so nahegehen.

»Ambriel, du kennst deine Aufgaben. Und deine Pflichten. Mehr sage ich dazu nicht. Nur bitte, bitte tue nichts, was du später bereuen wirst.«

Ohne zu antworten, sitze ich weiter im Schneidersitz auf dem Boden und beobachte mit starrem Blick meinen Schützling. Sie schwankt, sie lallt und merkt gar nicht, dass sie von drei Männern begrapscht wird. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Wenn diese Idioten ihr nur ein Haar krümmen, dann ...

 

»Ambriel, tu es nicht!«, fährt mich Irel an. Ich spüre seinen festen Griff an meinem Mantel und halte inne. Ich stehe mit einem Bein vor dem Abgrund und falle nur deshalb nicht, weil Irel mich zurückhält. »Du weißt, was geschehen wird, wenn du auf die Erde fliegst«, ermahnt er mich.

Natürlich weiß ich es. Jeder von uns weiß es. Je länger wir uns auf der Erde aufhalten, desto größer wird deren Anziehungskraft und unser Herz wird schwach. Doch es ist unser Herz, das uns die Gabe zu fliegen ermöglicht.

»Du wirst deine Federn verlieren. Jede Einzelne von ihnen«, erklärt mir Irel, als wüsste ich es nicht.

»Nein, das werde ich nicht. Ich werde ihr nur helfen und dann wie gewohnt an meinen Platz zurückkehren.«

»Ambriel«, beginnt Irel aufs Neue, doch ich lege meine Hand auf Seine.

»Ich weiß, was ich tue. Aber Lara braucht mich. Jetzt.«

Mit diesen Worten reiße ich mich von ihm los und stürze in die Tiefe. Fort aus dem Himmel, hinab auf die Erde.

 

 

3

 

Meine Schulter schmerzt, als ich mit einem lauten Poltern auf dem Kopfsteinpflaster lande. Wobei man in dem Fall nicht wirklich von einer Landung sprechen kann. Ich habe mich eindeutig zu lange von der Erde ferngehalten, sonst hätte ich diese außergewöhnliche Anziehungskraft anders eingeschätzt. Stattdessen liege ich nun verkrampft auf dem Boden und stöhne, als mich ein Knurren und Bellen von meinen eigenen Sorgen ablenkt.

Was ist das?

So schnell wie möglich richte ich mich auf und sehe mich einem Zwergpudel gegenüber, der ausgerechnet meinen Schuh als Abendmahlzeit auserwählt hat. Meinen Pantoffel!

 

Na prima.

Ich strample mit dem Bein, zerre und trete, doch das kleine Biest hat sich wie ein Parasit festgebissen. Das gibt es doch nicht! Wie viel Kraft hat denn so ein Vieh?

Irgendwann gebe ich stöhnend auf und überlasse ihm meinen zerkauten Pantoffel. Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich auf der Erde ausgerechnet mit einem Hund zu streiten. Ich muss Lara finden.

Daher laufe ich mit nur noch einem Schuh über das Kopfsteinpflaster und versuche, mich zu orientieren. Von oben sah das alles irgendwie anders aus. Wieso bin ich nicht direkt vor dem Club gelandet, den ich beobachtet habe? Ich habe absolut keine Ahnung, wo ich bin und in welche Richtung ich gehen muss, um den Club zu erreichen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und fünf Sackgassen später treffe ich zu meinem Glück ein paar Jugendliche. Perfekt.

»Entschuldigung! Könnt ihr mir bitte helfen? Ich bin auf der Suche nach diesem Club ...«, beginne ich und ich merke, wie die drei Jugendlichen mich abschätzend von oben bis unten musterten.

 

Möglicherweise bin ich doch etwas überstürzt auf die Erde geeilt, denn ich habe überhaupt nicht darauf geachtet, was ich für Kleidung trage.

In meinem Fall ist es ein langer, weißer Mantel, der meine Flügel verdeckt, eine Hose in Regenbogenfarben und mittlerweile nur noch ein Pantoffel. Außerdem schimmern meine langen Haare je nach Lichteinfall rosa bis violett. Verglichen mit ihnen sehe ich, ja, sagen wir, extravagant aus.

»In welchen Club möchtest du denn, mein Schnuckelchen?«, lacht ein pickeliger Junge, der so aussieht, als würde er mit Ach und Krach einen Bart züchten wollen.

Gibt es hier mehrere Clubs?

Ich hätte mir wirklich mehr Gedanken machen sollen ...

»Er will wissen, ob du den Gay-Club oder das Summers meinst«, übersetzt ein blondes Mädchen die Worte des Jungen und ich verstehe.

»Ich bin nicht ... Also, eigentlich spielt es keine Rolle, was ich bin ...«, stottere ich und halte inne. Ich bin Ambriel, Hüter der Erde und Schutzengel – und ich bin gewiss nicht nervös, nur weil mich ein Jugendlicher blöd anmacht! »Ich suche nach einem Mädchen, daher schätze ich, dass der Club das Summers ist. Könnt ihr mir zeigen, wo er ist?«

Das Mädchen lächelt verschmitzt und deutet in eine Richtung. »Du gehst die Straße entlang und am Ende des Blocks biegst du links ab. Dann solltest du es nicht verfehlen. Doch ich bezweifle, dass sie dich so hineinlassen.«

Tja, ich werde es versuchen müssen. Ich bedanke mich bei dem Mädchen, ignoriere das Lachen der Anderen und eile den vorgegebenen Weg entlang. Ich werde schon hineinkommen. Denn ich muss zu ihr.

Lara braucht mich.

 

 

4

 

Noch n Drink, Baby?«

Was?

Ich drehe mich zur Seite, um zu sehen, wer mit mir gesprochen hat, doch alles, was ich sehe, ist ein drehendes Karussell aus Menschen, Lichtern und Gläsern. Verfluchte Scheiße! Was ist nur mit meinen Augen los?

»Ich deute das als ja«, höre ich und da – da ist der Kerl, der mich eben angesprochen hat. Nur, warum verschwindet er jetzt wieder in der Menge?

Ach so, Trinken, Bar ... Party ... Stimmt ja, ich befinde mich im Summers und habe Spaß. Irgendwie. Glaube ich jedenfalls.

Aber so langsam fühlt sich mein Kopf an, als würde er jede Sekunde platzen, mir ist außerdem heiß und ich möchte am liebsten ins Bett.

»Ichbn müüde«, erkläre ich der nächstbesten Person, die soeben einen Arm um meine Schulter gelegt hat.

»Kein Problem, Baby. Wir bringen dich gleich ins Bett«, raunt die Stimme in mein Ohr und ich fühle anschließend seine Zunge darin.

 

Igitt! Igitt, igitt, igitt!

 

Wenn ich nur könnte, würde ich diesen Kerl fort von mir stoßen. Doch stattdessen schlage ich in die Luft und verliere dabei fast mein Gleichgewicht. Hätten mich nicht zwei andere Arme aufgefangen. Doch diese umgreifen mich so fest, dass ich lieber gefallen wäre.

»Lara-Zombie, wir bringen dich ins Bett, was hältst du davon?«

Oh, verflucht! Wer spricht denn jetzt schon wieder mit mir? Wieso gehorchen mir meine Augen nicht mehr? Und warum fühlt sich die Zunge so an, als hätte ich eine heiße Kartoffel im Mund?

»Lassmichnruhe!«, schimpfe ich, doch nur ein Lachen ertönt als Antwort.

Ich bin machtlos.

Ich kann nicht sprechen, fühle mich durch die laute Musik halb taub und meine Augen funktionieren nur noch im Karusell-Modus. Meine Beine gehorchen mir nicht und meine Arme werden ständig von irgendwelchen anderen Händen berührt. Genauso wie der Rest meines Körpers.

Doch ich schaffe es nicht, mich zu wehren.

»Na komm, Baby. Du wirst es nicht bereuen«

Ich werde was nicht bereuen?

Schon spüre ich erneut Hände auf meinem Körper und ich realisiere, wie ich von mehreren Personen in Richtung Ausgang befördert werde.

»Die ist fertig. Lass uns losziehen«, höre ich, gefolgt von einer anderen Stimme.

»Wo sollen wir es machen? Und wer hat die beste Kamera auf seinem Smartphone?«

»IchwillnaHausee«, versuche ich, mich einzuklinken, doch ich werde ignoriert. Jetzt diskutieren sie über Megapixel und irgendeinen Raum, den man nicht orten kann. Oh Gott, mir ist so schlecht! Ob sich Spaß machen immer so anfühlt?

 

Plötzlich höre ich ein lautes Geschrei und ich sehe verschwommen mehrere Personen, die ineinander verschlungen sind. Sie sehen allerdings nicht sehr glücklich aus.

Ach warte – der eine ist doch der nette Türsteher, der mich so freundlich begrüßt hat. Aber der andere?

»Zum letzten Mal – wenn du nicht sofort von hier verschwindest, rufe ich die Bullen! Kapiert, Mann?«

»Könnt ihr eure Schlägerei später weiterführen? Wir möchten gerne durch!«, raunt eine der Männerstimmen neben meinem Ohr und ich spüre, wie ich automatisch weitergeschoben werde.

Doch dann bleibe ich abrupt stehen, ohne es beeinflusst zu haben.

»Lara! Da bist du ja!«

Jepp. Das bin ich. Also Lara. Daran kann ich mich erinnern. Nur wer spricht da mit mir?

»Was willst du, Idiot?«

»Ich möchte meine Freundin abholen. Weiter nichts.«

»Ach ja? Und ausgerechnet dieser Zombie-Freak ist deine Freundin?«

Mir ist so verdammt schlecht und ich habe wirklich Probleme, dem Gespräch zu folgen. Wer ist hier wessen Freundin? Und wer ist ein Zombie-Freak? Ach ja, das bin dann wohl ich ...

»Wenn du sie noch einmal so nennst, kannst du erleben, wozu ich fähig bin«, knurrt die andere Stimme und sie klingt wirklich furchteinflößend. Daher verstehe ich nicht, wieso die anderen Männer lachen. Oh Gott, wenn ich doch nur etwas klarer sehen könnte!

»Ja sicher, zauberst du ein Glitzereinhorn herbei und bekämpfst uns mit Regenbogenglitzerstaub?«

Okay, vielleicht sind diese Männer neben mir auch betrunken, denn diese Worte ergeben keinen Sinn.

 

Doch plötzlich bebt die Erde und mit einem Mal stehe ich völlig alleine da. Ich brauche einen Augenblick, bis ich erkenne, dass die Typen alle wimmernd neben mir auf dem Boden liegen. Das ist ja krass. Wer hat sie denn umgeworfen?

»Ich habe euch gewarnt«, donnert die Stimme, bevor sie mit zärtlichem Klang fortfährt. »Alles in Ordnung, Lara?«

Langsam hebe ich den Kopf und ich kneife die Augen zusammen, denn ich bin geblendet.

»Wow, hasdu n Heilignschein?«

Ein dunkles, warmes Lachen ertönt und ich spüre eine kräftige Hand in meiner. »Das sind nur die Nachwirkungen von eben. Darf ich dich nach Hause begleiten?«

Ich möchte gerne nicken, doch dann verliere ich mein Gleichgewicht und ich kralle mich gerade rechtzeitig in einen leuchtend weißen Stoff. Wo der plötzlich herkommt?

»Ich willnachauseee«, jammere ich.

»Ich weiß. Na komm, Lara. Lass uns gehen.«

 

 

5

 

Zum zehnten Mal fahre ich die sanften Konturen ihres Gesichts nach und lächle, als ich ihr leises Schnarchen höre. Ihre hellblonden Haare liegen weich wie Wellen um ihren Kopf herum.

Ich finde sie wunderschön.

So natürlich.

So echt.

Und ich verstehe nicht, wieso das andere Menschen nicht erkennen.

Ich will mir gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn ich nicht eingeschritten wäre. Nein, eigentlich weiß ich, was dann geschehen wäre.

 

Seufzend betrachte ich zwei Federn, die ich seitdem verloren habe und nun neben Lara auf dem Fußboden liegen.

Ich sollte sie verlassen. Besser gesagt sollte ich längst wieder im Himmel sein. Doch ich schaffe es nicht, diese zarte, schlafende Person alleine zu lassen.

Kurz bevor sie eingeschlafen ist, hat sie mich gefragt, ob ich bei ihr bliebe, ob ich auf sie aufpassen würde. Und ich habe es ihr versprochen.

Natürlich ist sie längst nüchtern und die K-o-Tropfen müssten ihren Körper ebenfalls verlassen haben. Wenn sie aufwacht, sollte sie wieder in der Lage sein, normal zu denken und zu handeln. Trotzdem – ich habe es ihr versprochen.

Meine Gedanken finden ein jähes Ende, als Lara einmal laut einatmet und anschließend blinzelt.

»Oh scheiße, mein Kopf«, stöhnt sie und kneift die Augen zusammen.

»Guten Morgen«, begrüße ich sie, doch plötzlich schnellt sie in die Höhe und lässt einen spitzen Schrei los.

Okay, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.

»Wer bist du? Und was zur Hölle machst du in meinem Zimmer? Oh Gott! Hast du – haben wir? Habe ich ...? Verdammter Mist!«

Ich hebe beschwichtigend meine Arme. »Keine Angst, ich habe dich nur nach Hause gebracht. Erinnerst du dich nicht mehr? Du wolltest, dass ich bei dir bleibe und auf dich aufpasse.«

Nein, offensichtlich erinnert sie sich nicht. Das erkenne ich allein an ihrem Gesichtsausdruck.

»Was hast du mit mir angestellt? Was bist du? Ein Psychopath?«

Ich atme tief durch, bevor ich zu einer Antwort ansetze. »Genau genommen habe ich dich gestern aus einer Gruppe Psychopathen befreit. Sie haben dir K-o-Tropfen ins Getränk gemischt und wollten dich vergewaltigen – mit einem Livestream. Daher nein, ich denke, ich bin eher harmlos.«

 

Lara wird aschfahl im Gesicht und sinkt ins Bett zurück. Möglicherweise hätte ich die Tatsachen doch nicht so direkt ansprechen sollen.

»Ich erinnere mich an sie. Es waren drei Männer. Und alle wollten sie mit mir tanzen. Es hat sich so gut angefühlt. Zumindest am Anfang. Doch dann wurde alles schwarz.« Lara kneift die Augen zusammen und fährt sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich kann mich erinnern, dass ich sie abwehren wollte, doch mein Körper hat mir nicht gehorcht. Und dann ... Keine Ahnung, dann hat die Erde gebebt und geleuchtet ... Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«

Ich beiße auf die Unterlippe. Es ergibt sehr wohl Sinn, denn ich habe gestern meine Kräfte benutzt, um drei Männer gleichzeitig zu Fall zu bringen. Das funktioniert nun einmal nur mit der Macht des Lichts. Aber das werde ich ihr sicher nicht erklären. Überhaupt sollte ich langsam verschwinden, denn ich spüre, wie sich die nächsten Federn aus meinen Schwingen lösen.

Doch dann blickt Lara mich mit offenen Augen an. Sie lächelt. Und sie sieht wunderschön aus.

»Danke.«

Ich erwidere ihr Lächeln und richte mich auf. »Sehr gern geschehen.«

»Darf ich dich etwas fragen?«

»Natürlich.«

Lara steht auf und kommt ein paar Schritte auf mich zu. Dann berührt sie den Stoff meines Mantels und schüttelt grinsend den Kopf.

»Und du bist wirklich kein Exhibitionist, der nachts arme Frauen erschreckt?«

Bitte was?

»Wie kommst du denn darauf?«

Lara zuckt mit den Schultern. »Na, der bodenlange Mantel. Der ist so ungewöhnlich.«

Ich stelle mir augenblicklich vor, wie die Menschen auf mich reagieren würden, hätte ich tatsächlich keinen Mantel an. Meine Flügel sind nicht gerade klein und ja, vermutlich würden sie alle erschrecken, daher grinse ich. »Ich ... äh, nein. Also, nein. Und ich behalte den Mantel an. Du brauchst dich nicht zu fürchten.«

Doch wieder überrascht mich Lara, in dem sie leise kichert.

»Vor nackten Männern fürchte ich mich nicht.«

Auch wenn es höchstwahrscheinlich als Scherz gemeint war, krampft sich mein Bauch warnend zusammen und ich lege eine Hand auf Laras Schulter. »Du musst besser auf dich aufpassen. Bitte versprich mir das.«

Lara sieht mich an und ich erkenne ihre Einsamkeit darin. »Warum?«

Ich schlucke. »Weil ich es nicht ertragen würde, wenn dir etwas geschieht.« Ein Kitzeln am Rücken verrät mir, dass soeben eine weitere Feder ihren Platz verlassen hat, doch ich kann meinen Blick von ihrem nicht abwenden.

»Wer bist du?«, haucht sie und für mich klingt diese Frage wie eine Liebkosung. Ein Liebesversprechen.

»Ich bin die Person, der du jedes Mal das Herz brichst, wenn es dir schlecht geht«, flüstere ich zurück und lege meine Stirn an ihre. Zu nah, ich bin ihr viel zu nah! Und ich sollte schleunigst verschwinden! Verflucht! Doch meine Beine sind wie festgewurzelt.

 

»Ambriel ...« Die Stimme gehört Irel und hallt in meinem Kopf wider. Genau das habe ich gebraucht. Ich trete einen Schritt nach hinten und greife nach Laras Händen.

»Ich muss jetzt gehen. Bitte – pass auf dich auf.«

Dann beuge ich mich ein letztes Mal zu ihr hinunter und hauche meine Lippen zart und vorsichtig auf ihre Wange. »Leb wohl, Lara.« Und so schnell, wie es mir in dem Mantel möglich ist, renne ich aus dem Zimmer und aus dem Haus. Fort von ihr. Fort von den Menschen. Zurück in den Himmel.


 

6

 

Ich stehe immer noch völlig perplex in meinem Zimmer und versuche, das eben Geschehene zu begreifen.

Stand hier wirklich vor ein paar Sekunden ein seltsamer Typ mit rosa Haaren, einem Mantel, der leuchten konnte und nur einem Schuh?

Nein, eigentlich ist das purer Unsinn. Das muss an den K-o-Tropfen liegen und ich bin immer noch nicht fit im Kopf. Aber woher hätte ich dann von diesen Tropfen erfahren?

Oh verflucht! Was war das eben?

Und wieso kribbelt meine Wange so? Als hätten mich Schmetterlinge geküsst. Oh Gott, ich fühle mich, als würde ich schweben.

Okay, jetzt mal angenommen, dieser Typ war eben wirklich hier. Ganz real ... Wieso habe ich mich nicht gefürchtet? Denn rein optisch betrachtet, sah der Kerl schon ziemlich seltsam aus. Aber sein Lächeln war so wunderschön und dazu diese Augen ... Wie er mich angesehen hat.

Als wäre ich schön.

Ich lasse mich zurück in mein Bett fallen, denn spätestens nach diesem Gedanken ist mir eines klar geworden. Es muss sich um einen Traum gehandelt haben. Denn es gibt keinen Menschen, der mich hübsch findet. Mit Ausnahme von meiner Oma. Sogar mein Vater hatte, als er noch lebte, Probleme damit, mich normal anzusehen. Meine Mutter verstarb damals in dem brennenden Haus, daher kann ich nicht beurteilen, wie sie mich heute ansehen würde.

 

Es war nur ein Traum.

 

Seufzend ziehe ich die Bettdecke über meinen Körper, als etwas leuchtend Weißes aufgewirbelt durch die Luft schwebt. Was ist denn das?

Wieso um Himmels willen fliegt eine Feder durch mein Zimmer? Es ist definitiv keine Daunenfeder, denn das Ding, das hier herumschwebt, ist riesig. Ich strecke meine Arme aus und versuche, die Feder zu erwischen. Immer wieder tanzt sie vor mir her, als wollte sie »Fangen« spielen. Doch als ich sie in die Hände bekomme, wird mir plötzlich ganz warm. Als hätte sich eine Decke um meinen Körper gelegt.

Ich betrachte die leuchtend weiße Feder und halte sie ins Licht. Sie schimmert etwas rosa und lila, was mich urplötzlich an den seltsamen Fremden denken lässt. Aber nein, das war nicht real. Ich habe mir diesen Typen nur eingebildet.

Das Klingeln des Handys reißt mich aus meinen eigenen Gedanken und ich grinse, als ich auf das auftauchende Foto von Brokkoli und mir blicke.

 

»Hey Big B, schön von dir zu hören!«, begrüße ich meinen besten Freund mit seinem neuen Spitznamen.

»Liebstes Lieblingsgemüse! Ich habe schon so lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir?«

Ich werfe mich zurück ins Bett, ohne die Feder loszulassen und halte das Smartphone vor mich, um meinen Freund ins Gesicht zu sehen. Fast, als wäre er hier bei mir. Leider nur fast.

»Alles in Ordnung«, lüge ich und lächle gequält. »Und bei dir? Zählst du inzwischen schon zur High Society?«

»Ich werde vermutlich nie dazu gehören, schätze ich. Du ahnst nicht, wie stressig es ist, jeden Abend zwischen versnobten Neureichen herum zu sitzen. Es genügt ja nicht, nur Musik zu machen, nein. Diese bescheuerten Foto-Sessions, die blöden Pressetermine. Und ständig muss ich lächeln und so tun, als wäre ich bester Laune. Es ist furchtbar anstrengend. Aber genug von mir, wie geht es dir, geliebte Karotte? Und was hast du da in der Hand?«

Ich betrachte die Feder in meiner Hand und zucke ahnungslos mit den Schultern. »Ich habe sie heute Morgen im Zimmer entdeckt. Sieht faszinierend aus, nicht wahr?«

Ich höre das leise Lachen meines Freundes. »Das ist bestimmt eine Feder von deinem Schutzengel, die er verloren hat, weil du wieder Mist gebaut hast.«

»Was?« Ich bin plötzlich ganz versteinert und starre in mein Smartphone hinein.

»Oh Mann, seit wann verstehst du meine Witze nicht mehr? Als ob man dich jemals retten müsste. Du gehst nie aus und hältst dich an jede nur erdenkliche Regel. Gäbe es wirklich Schutzengel, würden sie sich in deinem Fall extrem langweilen.«

»Ja, vermutlich hast du recht«, murmle ich leise, doch meine Gedanken sind längst wo anders. Sie sind bei dem Mann in meinem Zimmer ... Der gestrige Abend ... Die k-o-Tropfen ... Kann das alles ein Zufall sein?

»Na ja, ich muss jetzt wieder auflegen. Der Pressetermin fängt gleich an. Machs gut, Lieblingsgemüse!«

Ich erwidere seinen Gruß und werfe mein Smartphone aufs Bett zurück. Anschließend lasse ich die Feder von einer Hand in die andere wandern.

 

Ich glaube eigentlich nicht an Engel.

Aber was, wenn es sie doch gäbe?

 

 

7

 

Gib es zu, du vermisst deine verlorenen Federn.«

Irel setzt sich neben mich auf den Boden und fährt vorsichtig durch meine nicht mehr ganz so perfekten Flügel. Es schmerzt und brennt ein wenig, doch das ist es nicht, was mich bedrückt. Solange ich ihr dabei zusehen kann, wie sie meine Feder in den Händen hält, bin ich sogar glücklich. Ich seufze, denn ich habe keine Ahnung, wie ich meine Gefühle erklären kann, sodass Irel mich verseht.

»Wir sind nicht für die Welt dort unten geschaffen, Ambriel. Es zerstört uns und unser Wesen.«

Ja, das ist mir durchaus bewusst. Nur wie zeige ich das meinem Herzen?

 

Wie kann ich Irel beschreiben, was ich für dieses Mädchen empfinde? Sie sollte nur mein Schützling sein, doch ich will sie Tag und Nacht in meine Flügel hüllen und ihren Atem im Gesicht fühlen. Ich will sie küssen. Oh, wie sehr ich sie küssen will!

»Möchtest du mich auf einen Botenflug begleiten? Vielleicht benötigst du ein bisschen Abstand von ihr. Und ich glaube nicht, dass du sie ununterbrochen beobachten musst. Sie schwebt in keiner Gefahr mehr, oder?«

Ich betrachte Lara, die auf ihrem Bett liegt, in der einen Hand ein Buch und in der anderen meine Feder haltend. Nein, das ist kein besorgniserregender Zustand. Trotzdem kann ich mich nicht von ihr loseisen.

»Ich bin zu müde für einen Botenflug. Mein Flug auf die Erde hat zu viele Kräfte gefordert«, erkläre ich daher. Nun, in gewisser Weise entspricht das der Wahrheit.

Irel scheint mich trotzdem zu verstehen, denn er verzieht missbilligend sein Gesicht.

»Pass auf dich auf, mein Freund«, verabschiedet er sich von mir und es klingt in meinen Ohren wie ein Abschied für immer. Oder bilde ich mir das nur ein? Will ich denn, dass dies ein Abschied für immer wird?

 

Du liebe Güte, welche Gedanken wandern gerade durch meinen Kopf?

Ich kann doch nicht ernsthaft überlegen, den Himmel zu verlassen. Oder doch?

Ich schlucke, doch mein Mund ist staubtrocken. So habe ich mich noch nie gefühlt. Ich sehe zu meinen Freund und erkenne Traurigkeit in seinem Blick.

»Du wirst mich verlassen, oder?«

»Ich ... ich ...«, stottere ich, denn ich weiß nicht, was ich antworten soll. Kenne ich die Antwort darauf?

»Du weißt, dass du dann nicht mehr zurückkehren darfst, oder?«

Ich antworte wieder nicht und blicke stattdessen stur nach unten. Zu ihr.

»Ist sie es wirklich wert?«, fragt Irel weiter und diesmal antwortet mein Mund, ohne dass ich überlegen muss.

»Ja!«, schreit er hinaus, dass ich mich über mich selbst erschrecke. Als wüsste mein Körper besser darüber Bescheid, was ich möchte und wohin ich will.

»Und fühlt sie dasselbe wie du, Ambriel?«

Tja, das ist eine gute Frage. Ich weiß nicht, was Lara für mich empfindet, ob sie überhaupt irgendein Gefühl für mich entwickelt hat. Doch plötzlich spüre ich eine Gewissheit in meinem Innersten, die alle Unsicherheiten fortträgt.

»Irel, es ist mir egal, was sie fühlt. Ich will einfach nur bei ihr sein. Ich möchte, dass sie glücklich ist.«

 

Auf einmal liege ich in Irels Armen, höre sein leises Schluchzen und blinzle die Tränen aus meinen Augen fort.

»Ich werde dich vermissen, mein Freund.«

»Ich dich auch. Und wie«, gebe ich zu, dann löse ich mich aus seinen Armen und trete an den Abgrund, zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit. Doch es fühlt sich richtig an. Es fühlt sich sogar perfekt an.

Ein letztes Mal winke ich meinem Freund zum Abschied, dann lasse ich mich fallen.

 

 

8

 

Ich sollte unbedingt an die frische Luft hinaus. Ich sollte mich bewegen, sonst vergammle ich noch wie ein schimmeliger Käse in meinem Zimmer.

Dumm nur, dass ich mir den gleichen Satz inzwischen zehn Mal vorgesprochen habe und ich immer noch bewegungslos auf meinem Bett sitze.

 

Ich habe Panik, das Haus zu verlassen. Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn man sich nicht erinnern kann, was am Tag zuvor geschehen ist. Ein ganzer Abend und eine ganze Nacht komplett aus dem Gedächtnis gelöscht. Das einzige, was mir geblieben ist, ist das Gefühl der Angst. Denn daran kann ich mich sehr wohl erinnern. Genauso wie an ein leuchtend weißes Erdbeben, was wiederum nicht real sein kann. Oh verdammt! Wieso fühle ich mich so hilflos? Ich werde doch alleine spazieren gehen können. Es ist mitten am Tag, die Sonne scheint!

Verflucht, Lara! Stell dich nicht so an!

Trotzdem knotet sich mein Magen zusammen, sobald ich mich vom Bett erhoben habe, und ich kämpfe gegen den ankommenden Schwindel an.

 

Doch dann trete ich vor meinen Spiegel und blicke trotzig in mein Spiegelbild. Ich funkle mich wütend an und strecke dem Zombiegesicht die Zunge heraus.

»Ich lasse mich nicht von ein paar Idioten unterkriegen, hörst du? Ich mag ja Lara, der Zombie sein, aber ich bin kein Angsthäschen, das sich unter der Bettdecke verkriecht! Also los! Schwing deinen Arsch zur Tür hinaus!«

Und bevor ich es mir anders überlegen kann, drücke ich die Türklinke hinunter, sprinte zur Eingangstür, als müsste ich einen Marathon bezwingen, öffne sie und krache mit Vollgas in eine andere Person.

Sterne tanzen vor meinen Augen, die Nase schmerzt und ich wische mir Tränen aus den Augenwinkeln.

 

»Hast du dir weh getan?«

Moment mal ... Diese Stimme ...

Ich blinzle ein paar Mal und blicke langsam nach oben. Dann setzt mein Verstand aus.

Das kann nicht sein.

Er kann nicht sein.

Das ist unmöglich.

Ich habe ihn mir doch eingebildet.

 

»Alles in Ordnung, Lara?«

»Ich ... Oh mein Gott«, stammle ich und kralle mich an seinem weißen Mantel fest. Das ist ein übles Dejavue. Anders kann ich es mir nicht erklären, wieso ich genau weiß, wie sich der Stoff zwischen meinen Fingern anfühlt. Wie dieser Mann riecht ... Wieso weiß ich denn jetzt auch noch, wie warm und weich sich seine Lippen auf meiner Wange anfühlen? Das habe ich mir doch nur eingebildet!

 

»Wer bist du?« Das ist die einzige Frage, die ich formulieren kann.

Doch der Kerl lächelt mich nur an und ich spüre seine Hand an meinem Gesicht. Genau diesen Blick kenne ich. Es ist der Blick, bei dem ich mir schön vorkomme.

Oh mein Gott, ist er wirklich real?

»Lara«, höre ich ihn und ich muss mich konzentrieren, damit ich seine Stimme neben meinem klopfenden Herzen hören kann. »Ich weiß, das mag jetzt seltsam klingen, doch ich muss dir etwas gestehen.«

»Hmm?« Mein Mund verweigert jegliche Mithilfe in Sachen Sprechen, doch nicht einmal dies scheint den Mann zu stören.

»Ich kann nicht mehr aufhören, an dich zu denken. Daher wollte ich, ... Also ich weiß nicht, wie man das sonst bei euch macht ... Ich möchte dich fragen, ob du Interesse hast, mich kennenzulernen? Darf ich dich kennen lernen?«

So wie er diese Frage stellt, klingt sie wie ein Liebesgeständnis und mein Herz schlägt augenblicklich Salti, während mein Verstand warnend den Kopf schüttelt. Das kann nicht real sein. Er kann nicht real sein. Daher frage ich das einzig Mögliche. »Bist du ein Engel?«

 

Ich fühle, wie seine warmen Finger durch meine Haare gleiten und ich schwöre, noch nie hat sich etwas so gut angefühlt!

»Hättest du denn gerne, dass ich ein Engel wäre?«

Das ist eine interessante Frage. Abgesehen davon, dass ich nicht an Engel glaube, muss ich dennoch den Kopf schütteln. »Nein, denn dann wärst du noch weniger real, als du es sowieso schon bist«, gebe ich zu und finde mich augenblicklich in seinen Armen wieder.

»Dann werde ich auch keiner mehr sein. Glaube mir, ich wünsche mir nur, real für dich zu sein, Lara.«

Ich bin im Himmel.

So viel steht fest.

Seine Arme um meinen Körper, diese liebevollen Worte.

 

Was, wenn dieser Moment wirklich echt ist?

Langsam richte ich meinen Blick nach oben und sehe in das wunderschöne Gesicht dieses Mannes.

»Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.«

»Ich heiße Ambriel«, antwortet er und ich muss unwillkürlich grinsen.

»Ambriel, wie einer der Schutzengel«, fällt mir ein, da ich vor nicht allzu langer Zeit in einem Roman über Engel davon gelesen habe. Doch der Ambriel vor mir lächelt mich liebevoll an.

»Ich werde dich beschützen, wo immer du bist. Denn ich bin dein persönlicher Schutzengel.«

Dann neigt er sich zu mir hinunter und ich fühle seine warmen Lippen auf meinen.

 

Und hätte ich nicht die Augen geschlossen, um Ambriels Kuss zu erwidern, hätte ich gesehen, wie nach und nach einzelne weißrosa schimmernde Federn zu Boden schwebten, bis wir beide in einem Meer von leuchtenden, samtweichen Federn standen.

 

Zur Entstehung dieser Kurzgeschichte:

Meine lieben LeserInnen durften mir bei einer Facebook-Aktion einige Schlagworte nennen, die ich in einer Kurzgeschichte verwenden sollte. Und tja, was soll ich sagen? Ich habe sehr interessante LeserInnen :) Und sehr extravagante Wörter erhalten. Doch ich habe mich bemüht, trotzdem eine gefühlvolle Geschichte daraus zu basteln. Ich hoffe, sie gefällt euch und ich freue mich sehr über eure Rückmeldungen :)

 

Dies waren meine Schlagwörter:

 

Fee


Dolch

 

Zombie

 

hellerleuchtet

 

düster

 

Heiligenschein

 

regenbogenfarben

 

Hund

 

zerkaute Pantoffel

 

Kartoffel

 

Taschentuch

 

Karotte

 

Brokkoli